Freitag, 15. März 2019

Steinkauz-Aktion der GfN in Borchen

Neue Wohnungen für Steinkauz-Paar in Borchen

Im Sommer 2018 beobachtete ein GfN-Mitglied einen Steinkauz am Rande einer Streuobstwiese im Borchener Ortsteil Dörenhagen – am 8. Februar 2019 haben GfN-Mitglieder dort zwei Nisthöhlen für die bedrohten kleinen Eulen in der Streuobstwiese aufgehangen. Die Eigentümer der Wiese hatten selbst auch schon die Rufe der Mini-Eulen bemerkt und waren begeistert von der Idee, den putzigen Vögeln Niströhren als Quartier anzubieten.



“Da schaute mir ein Steinkauz entgegen”


Unser Steinkauz-Beauftragter, Nordborchens Ortsvorsteher Gerald Klocke, hat das Anbringen der Niströhren selbst vorgenommen – ihm liegen die kleinen koboldhaften Gesellen besonders am Herzen. Er hat in 2018 bereits 12 Steinkauzröhren in Nordborchen und Kirchborchen aufgehangen. Im letzten Herbst konnte er erste Erfolge seiner Wohnraumaktion verzeichnen – bei der Kontrolle eines Kastens schaute ihm ein Steinkauz entgegen, der die Höhle wohl nach der Brutsaison weiter als Schlafplatz nutzte. Schnell schloss er den Deckel wieder. In einer anderen Röhre fand er Eulengewölle und Steinkauzfedern. Die hat er nicht entfernt, denn Steinkauz-Wohnungen müssen nicht regelmäßig gereinigt werden, lediglich eine Kontolle auf Besiedelung durch Käuze oder andere Bewohner ist sinnvoll. Hier waren es z.B. eine Starenfamilie, ein Drosselnest im Eingangsbereich einer Röhre, Anfänge von Wespennestern und Hinweise auf Siebenschläfer.
Aktuell sind 20 Niströhren im Bereich Nord- und Kirchborchen und Dörenhagen verteilt.
Erschreckend ist der momentane Zustand vieler alter Streuobstwiesen in Borchen die sehr unter Vernachlässigung der Pflege und daraus resultierender Vergreisung und Zusammenbrüchen leiden.

Doppelter Eingang hält Marder fern

Die selbstgebauten Steinkauzröhren haben einen versetzten Eingang, um Raubtiere wie Marder abzuhalten. Unter Steinkauz-Freunden ist es inzwischen umstritten, ob dieser versetzte Eingang sinnvoll ist, da er in keiner natürlichen Höhle zu finden ist. Gerald Klocke ist Befürworter des doppelten Eingangs und hat alle seine Höhlen damit ausgestattet – und die ersten bewohnten Röhren geben ihm Recht. 


Steinkäuze leben auf großem Fuß


Im hinteren Bereich werden sie mit groben Hobelspänen ausgepolstert, denn Steinkauze sammeln kein Nistmaterial. Normalerweise brüten sie in Höhlen alter Bäume, an deren Grund  natürliche Materialien liegen. Im Verhältnis zu den kleinen Vögeln haben die Niströhren recht gewaltige Ausmaße – und zudem freuen sich die monogamen Eulen über eine zweite oder sogar dritte Ausweichhöhle. Eine wird als Bruthöhle zur Aufzucht des Eulen-Nachwuchses genutzt, weitere Höhlen dienen als Schlafs- oder Vorratsräume. Daher dient das Aufhängen von 2 Röhren oder mehr in einer Wiese nur einem Steinkauz-Paar. Ohnehin würde in einer Wiese nur ein Paar brüten, denn Steinkauze haben Reviere, in denen sie lieber keine anderen Steinkauze sehen wollen – schon gar nicht als direkte Nachbarn.

Gar nicht so einfach – den richtigen Baum finden


Die sperrigen Kästen sollten am besten in einer Höhe ab 3m angebracht werden. Dafür muss ein möglichst waagerechter Ast gefunden werden, auf dem die recht schwere Niströhre sicher befestigt werden muss. Unser Steinkauz-Kenner Gerald Klocke nutzt dafür einen dicken Draht – so muss kein Baum verletzt werden. In der Streuobstwiese in Dörenhagen fanden sich zum Glück zwei Bäume mit passenden Ästen – einer hängt hoch oben in einer Linde. Die Öffnung der Röhre muss frei anzufliegen sein und nicht von Ästen oder Zweigen versperrt werden. Außerdem sollte der Eingang zum Baumstamm weisen, damit die jungen Käuze, die vorzeitig aus der Höhle entkommen und vom Baum flattern, am Stamm wieder hochklettern und in die Bruthöhle zurückfinden können – würde der Eingang nach außen weisen, würde ihnen dies kaum gelingen, denn der Kasten wäre im Weg. Wir sind gespannt, ob die neuen Wohnungen vom ansässigen Steinkauz-Paar angenommen werden – das kann manchmal allerdings ein paar Jahre dauern.

Im unteren Almetal hat die GfN in diesem Winter mit Förderung des Landes NRW 50 Röhren für den Steinkauz angebracht. Dort hat der Steinkauz in den vergangenen Jahren Vorkommen zwischen Niederntudorf und Alfen etabliert. Durch die mardersicheren Nistkästen kann der Bruterfolg erhöht und dadurch die für den Fortbestand der Art wichtigen Vorkommen gesichert werden.


Wer spendet Holz für weitere Steinkauzröhren?


Gerald Klocke und die Steinkauz-Freunde in der GfN freuen sich über Holz-Spenden für den Bau weiterer Steinkauzröhren – wer geeignetes Holz übrig hat, bitte E-Mail an gerald.klocke@gmx.de senden.


Naturschutz-Aktionen in Borchen – wer macht mit?

Natürlich freuen wir uns auch über weitere engagierte Naturfreunde, die sich am Natur- und Artenschutz in Borchen aktiv beteiligen möchten – alle Borchener, die mehr erfahren oder mitmachen möchte, bitte E-Mail an gudrun.ponta@gmx.de senden

Steckbrief Steinkauz:
Der Steinkauz ist eine äußerst putzige kleine Eule, die stark bedroht ist, weil ihr Lebensraum immer weiter schrumpft. In ganz Deutschland gibt es nur noch etwa 7.000 Paare, davon über die Hälfte in NRW. Der nur 200 g leichte Vogel liebt offene Flächen mit niedriger Vegetation, insbesondere extensiv genutzte Wiesen, also eigentlich unsere ursprüngliche Kulturlandschaft, die es fast nicht mehr gibt. Brüten konnten die kleinen Eulenvögel in hohlen Kopfweiden und alten Obstbäumen auf Streuobstwiesen, die es auch kaum noch gibt.
Die kleinen Eulen, die auch recht gut zu Fuß sind, bleiben ihrem Standort sehr treu. Die Jagdreviere sind in der Regel nur etwa 5-50 Hektar groß. Dieses liegt an unterschiedlicher jahreszeitlicher Nutzung und an der Struktur des Revieres. Sie bleiben als Paar meist ein Leben lang zusammen und ernähren sich hauptsächlich von Insekten, kleinen Wirbeltieren und Regenwürmern. Vor allem in der Brutzeit können die Elterntiere auch tagsüber beobachtet werden – ein erwachsener Steinkauz benötigt etwa 60g Nahrung pro Tag. Der Steinkauz ist stark von Regenwürmern abhängig und leidet daher wie andere Vögel besonders von der extrem steigenden Flächenversiegelung – gepflasterte, geschotterte und asphaltierte Flächen vernichten Lebensraum und Nahrungsgrundlage für unsere gesamte Tierwelt. Auch die intensive Landwirtschaft mit Abnahme von Grünlandflächen zugunsten von Maiswüsten und starke Rückgang von Streuobstwiesen mit alten Bäumen verringert den Lebensraum des kleinen Kobolds, den man sicherlich als Leitart vieler Tiere sehen kann, die auf solche Strukturen angewiesen sind. Eine neu angelegte Streuobstwiese braucht sicherlich mindestens 15 bis 20 Jahre, bis sie ihre Funktion als Lebensraum für entsprechende Bewohner erfüllen kann. Deshalb ist der Schutz und die Verjüngung vorhandener Wiesen unabdingbar.



Die Balzzeit der Steinkäuze beginnt im zeitigen Frühjahr, Mitte April bis Mitte Mai werden drei bis sieben Eier gelegt, die allein vom Weibchen etwa einen Monat bebrütet werden. Außergewöhnlich für Eulen ist, dass Frau Steinkauz erst nach der letzten Eiablage mit dem Brüten beginnt, so dass der Steinkauz-Nachwuchs gleichzeitig nach etwa einem Monat die Bruthöhle verlassen kann. Die Kleinen werden dann noch weitere sechs Wochen von beiden Altvögeln versorgt. Die kleinen Steinkäuze sind extrem durch Beutegreifer wie Marder, Waschbär, Hauskatze und Greifvögel bedroht – 70% überleben das erste Jahr nicht! Das ist aber nicht der Hauptgrund für das allmähliche Aussterben – der Mensch zerstört ihren Lebensraum, so dass wir in absehbarer Zeit auf diesem Planeten wohl auch auf diese faszinierende kleine Eule und ihre Mitbewohner verzichten müssen.

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