Samstag, 6. April 2019

„Jeder tote Vogel ist einer zu viel!“

Gemeinschaft für Naturschutz in Sorge um den Rotmilan-Bestand im Bürener Land
Als Schäfer Uwe Lorenz den Rotmilan hilflos flügelschlagend auf einem Feld auf der Hochfläche bei Weiberg findet, besteht noch Hoffnung. Er bringt den verletzten Vogel ins nahe Jugendwaldheim nach Ringelstein. Dort fällt schnell der Entschluss den Vogel in die Greifvogel-Auffangstation nach Essentho zu bringen. Wilfried Limpinsel, der die Station mit seiner Frau seit 40 Jahren betreibt und hunderte verletzter Vögel gesehen und viele wieder gesund gepflegt und in die Freiheit entlassen hat, zeigt sich wenig überrascht: „Die Handschwinge ist abgetrennt. Die typische Verletzung für einen Vogel, der mit den Rotorblättern einer Windenergieanlage kollidiert ist“. Die Schwere der Verletzung bedeutet für den Rotmilan gleichzeitig das Todesurteil: Der Vogel muss leider eingeschläfert werden.




 Rotmilan mit abgetrennter Handschwinge
Wilfried Limpinsel mit dem europaweit geschützten Rotmilan: Die abgetrennte Handschwinge bedeutet leider das Todesurteil für den Vogel.    Foto: GfN

Bereits der dritte tote Greifvogel in den letzten vierzehn Tagen - ein Rotmilan im Windpark Asseln und ein Mäusebussard im Windpark Hassel bei Grundsteinheim - ist für die Gemeinschaft für Naturschutz (GfN) Anlass genug, auf die dramatische Situation für den weltweit gefährdeten Rotmilan hinzuweisen. Auf der Paderborner Hochfläche drehen sich 500 Windräder, der wohl dichteste Bestand an Windenergieanlagen im deutschen Binnenland, in einem landesweiten Schwerpunktvorkommen des Rotmilans. Ein Konflikt der kaum zu lösen ist. Allein im letzten Jahr mehr als ein dutzend tote Greifvögel als Zufallsfunde unter Windenergieanlagen in Paderborn, darunter sechs Rotmilane – nachzulesen im Sammelbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Biologischen Station Kreis Paderborn Senne – sind ebenfalls deutscher Spitzenwert und sicherer Beleg dafür, dass der im Kreis Paderborn praktizierte Ausbau der Windenergie ein massives Problem für den Rotmilan darstellt.

Rotmilane werden sehr alt und haben nur eine geringe Reproduktionsrate. Die vorzeitige Sterblichkeit der Altvögel ist daher sehr gering. „Jeder Vogel, der zusätzlich zu den natürlichen Verlusten verloren geht, ist einer zu viel!“ so Hubertus Nolte, Vorsitzender der GfN. Ein Altvogelverlust im April bedeutet direkt einen Brutausfall. Jüngere Vögel, die als Partner einspringen könnten, haben oft über mehrere Jahre einen geringeren Bruterfolg. Ein Teufelskreis, der im Kreis Paderborn zu sinkenden Rotmilan-Beständen führt. Auf der Paderborner Hochfläche hat der Bestand in den letzten fünf Jahren um ein Drittel abgenommen. Das belegen die Zahlen der Biologischen Station, die den Bestand im Auftrag des Kreises Paderborn erfasst.

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